Erhaltungsmanagement für Flugbetriebsflächen

Die Sicherstellung der Betriebsbereitschaft der Flughäfen ist für den internationalen Handel und den Standort Deutschland von fundamentaler Bedeutung. Neben dem Ausbau und der Modernisierung der bestehenden Kapazitäten geht es dabei hauptsächlich um die Erhaltung und Erneuerung der Flugbetriebsflächen bei laufendem Betrieb. Dazu bedarf es geeigneter organisatorischer Maßnahmen und Managementsysteme für das Asset bzw. Pavement Management sowie einer regelmäßigen Aktualisierung der für die Entscheidungsfindung und das Controlling erforderlichen Informationen zum Bestand und Zustand der Infrastruktur. Darüber hinaus gewinnt die Organisation des Informationsaustausches im Rahmen des Buildung Information Managements (BIM) zunehmend an Bedeutung.

Leistungen im Überblick

Besonderheiten von Flugbetriebsflächen

Betrieb und Instandhaltung der Flugbetriebsflächen stellen die Betreiber regelmäßig vor große Herausforderungen. Bauliche Maßnahmen müssen mit dem laufenden Betrieb koordiniert und aufgrund der hohen Auslastung und des engen Flugplans oft in der Nacht realisiert werden. Häufig werden Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen mit betrieblichen Arbeiten oder der Instandhaltung und Erneuerung der technischen Einrichtungen kombiniert. Die Planung erfordert daher in der Regel einen größeren zeitlichen Vorlauf. Aufgrund der möglichen hohen Folgekosten bei Ausfall des Flugbetriebs, müssen bauliche Maßnahmen termingenau umgesetzt werden. Es ist gängige Praxis, dass bei einer maßnahmenbedingten Sperrung, z.B. einer Start- und Landebahn, häufig präventive Maßnahmen realisiert werden. Ziel ist es hierbei, das Zeitfenster der Sperrung bestmöglich zu nutzen und die potenzielle Nutzungsdauer des Anlagenteils zu optimieren.

Wechselnde Anforderungen

Die Bemessung der Flugbetriebsflächen ist kein einfaches Thema. Die Beanspruchung hat sich über die Zeit gerade im internationalen Flugbetrieb stark gewandelt. Als vor 40 Jahren Boing mit dem Modell 747 auf den Markt kam, mussten viele Flughäfen grundlegend umgebaut und verstärkt werden. Damals konnte noch niemand wissen, dass mit dem A380 von Airbus in den 2000er Jahren noch größere Flugzeuge eingesetzt werden. Mittlerweile geht der Trend aufgrund des Preisdrucks wieder zu kleineren Maschinen. Es besteht eine große Abhängigkeit von der Flugzeugindustrie und den Kunden, die bei der strategischen und taktischen Planung immer mit berücksichtigt werden muss.  Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass die sich die einzusetzende Technik ständig weiter entwickelt. Das betrifft z.B. die Flächenausrüstung mit der Rand- und Mittellinienbefeuerung, die Anflug- und Abflugantennen, die Schleifen und vieles mehr. Der Austausch der Technik erfordert häufig auch Eingriffe im Bereich der Flugbetriebsflächen.

Technische Regelwerke

Auf der technischen Ebene verfolgt die Arbeitsgruppe 4 Infrastrukturmanagement der FGSV mit dem Arbeitsausschuss 4.9 Flugbetriebsflächen die internationalen Entwicklungen im Flughafenbau, insbesondere der EASA und ICAO im Hinblick auf deren Relevanz für das deutsche Regelwerk. Dabei wird die Harmonisierung der europäischen Normung für spezielle Fragestellungen in Verbindung mit Flugbetriebsflächen (Spiegelausschuss) angestrebt. Neben der Analyse der internationalen Bemessungsverfahren und dem Abgleich mit den nationalen Verfahren werden dort auch aktuelle Fragestellungen in Verbindung mit der Ausführung von Baumaßnahmen an Flugplätzen bei gleichzeitig ganz oder teilweise aufrecht erhaltenem Flugbetrieb erörtert. In diesem Zuge wurden Merkblätter zur Entwässerung, der Verwendung von Asphalt- bzw. Betonbauweisen und das Merkblatt für die bauliche Erhaltung von Flugbetriebsflächen (M EFB) erarbeitet. Letzteres wurde 2012 im FGSV-Verlag veröffentlicht. Die Bundeswehr ist in diesem Zusammenhang einen eigenen Weg gegangen und hat 2010 eigene Arbeitshilfen für die Bemessung, den Bau und die bauliche Erhaltung von Flugbetriebsflächen erarbeitet. Im Anhang des Dokuments sind u.a. Hinweise zur visuellen und messtechnischen Zustandserfassung von Flugbetriebsflächen aufgeführt.

Informationen für das Erhaltungsmanagement

Grundlage für jede Planung sind Informationen. Auf operativer Ebene umfasst dieses beim Erhaltungsmanagement Informationen zum Bestand und Zustand bzw. zur Zustandsentwicklung der einzelnen Bauteile und zu den erforderlichen, geplanten, realisierten bzw. in Realisierung befindlichen Maßnahmen. Für das strategische Management der Infrastruktur sind diese Detailinformationen in geeigneter Weise in Form von Schlüsselkennzahlen, den sogenannten Key Performance Indikators (KPI), zu aggregieren und den Entscheidern in geeigneter Form bereitzustellen.

Das Management der Informationen ist im Erhaltungsmanagement von zentraler Bedeutung. Die Herausforderung liegt darin, das Datenangebot hinsichtlich der Tiefe, Vollständigkeit und Aktualität so zu definieren und zu strukturieren, dass es sich für die Entscheidungsfindung in den unterschiedlichen Ebenen effizient und durchgängig nutzen lässt. Die Grundlagen für die Organisation des Informationsmanagements und den Aufbau eines Erhaltungsmanagementsystems werden in den Normen ISO 55000 Asset Management und ISO 19650 Building Information Modelling (BIM) auf einer abstrakten Ebene beschrieben. Hierbei geht es insbesondere um die Schaffung von Prozessen und Verfahren für die Abstimmung des Datenbedarfs der unterschiedlichen Stakeholder und die Standards für den Datenaustausch.

Regelmäßige Erfassung des Zustands

Das regelmäßige Monitoring des Zustands ist für die Erhaltungsplanung von elementarer Bedeutung. Der Zyklus der Erfassung sollte so gewählt werden, dass der Bedarf für Maßnahmen frühzeitig identifiziert werden kann. Neben der Erhaltung und Erneuerung bzw. der Planung präventiver Maßnahmen geht es dabei insbesondere auch um die Sicherstellung der Betriebssicherheit der Flächen. Die Flugsicherheit ist im hohen Maße von den Oberflächeneigenschaften abhängig. Hierzu zählt insbesondere der Kraftschluss zwischen Rad und Oberfläche, d.h. die Rauigkeit bzw. Griffigkeit, sowie die Ebenheit und der mögliche Substanzverlust, die zu gefährlichen Schäden an den Flugzeugen bzw. Unfällen führen können. Nicht ausreichend dimensionierte bzw. durch Gefügeschäden geschwächte Konstruktionen und Tragfähigkeitsprobleme im Untergrund können die geplanten Nutzungszeiträume signifikant verkürzen. Vor diesem Hintergrund spielt die Kenntnis der Tragfähigkeit der Konstruktion eine entscheidende Rolle im Erhaltungsmanagement. HELLER bietet dazu entsprechende Messungen mit dem HWD an.

 

HELLER - Erhaltungsmanagement mit System

Erhaltungsmanagementsysteme werden im Zeitalter der Digitalisierung weiter an Bedeutung gewinnen. Sie werden ihre Anwender auf der operativen und der strategischen Ebene bei der Entscheidungsfindung und Planung unterstützen und tagesaktuell Kennzahlen zum Bestand, Zustand bzw. zur Performance des Anlagenbestands liefern.

Vor der Beschaffung einer IT-Lösung sind gewisse Grundvoraussetzungen zu erfüllen. Dazu zählt insbesondere die Schaffung des erforderlichen Bewusstseins für die Notwendigkeit des EMS auf Ebene der Leitung und in den Fachbereichen. Ohne das gemeinsame Verständnis, dass für das systematische Erhaltungsmanagement Ressourcen (Personal und Sachmittel) für die Erfassung und Pflege der Daten und den Betrieb der IT-Systeme erforderlich sind, wird ein solches Vorhaben zwangsläufig scheitern. Erst danach sollten die Prozesse für die Erfassung, Pflege, Aus- und Bewertung der erforderlichen Informationen analysiert und definiert werden. Gleiches gilt für die Schaffung der grundlegenden Datenmodelle und die Entwicklung der Prozesse für den interdisziplinären Datenaustausch.

Die Definition des nötigen und nicht des möglichen Datenumfangs sowie der erforderlichen Genauigkeit und Vollständigkeit ist ein wichtiges Thema und sollte Teil des Informationsmanagements sein. Einen sinnvollen Rahmen bieten dabei die ISO Normen zum Asset Management bzw. zum Building Information Management (BIM). Diese beschreiben die organisatorischen Rahmenbedingungen und die grundlegenden Voraussetzungen für das Management der Informationen. Vor dem Hintergrund der Gemeinsamkeiten beim Pavement Management der Straßen und Flugbetriebsflächen empfiehlt sich grundsätzlich der Blick über den fachlichen Tellerrand.

Gerne beraten wir Sie zu Ihren individuellen Bedürfnissen bei einem Ortstermin.

HELLER: Kompetenz, die überzeugt.