Schnellfahrende Tragfähigkeitsmessung

Informationen zur Tragfähigkeit der Straßen sind die Grundlage für eine nachhaltige Planung von Erhaltungsmaßnahmen. Sie dienen insbesondere dazu, die Restlebensdauer der Straßen besser einschätzen und die erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen zu präzisieren zu können.
Bisher wird die Tragfähigkeit jedoch nur anlassbezogen und meist punktuell erfasst. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Einsatz der bekannten Verfahren (Benkelmann, Lacroaix, FWD, Curviametro) aufgrund der sehr langsamen Fortbewegung der Messgeräte während der Messung Behinderungen im Straßennetz hervorruft und mit hohen Kosten verbunden ist. Mit dem Traffic Speed Deflectometer (TSD) der dänischen Firma Greenwood aus Kopenhagen steht seit wenigen Jahren ein schnellfahrendes System zur Erfassung der Tragfähigkeit bereit, mit dem erstmals netzweite Analysen realistisch sind. Bisher war diese Technologie jedoch nicht für Messungen in Deutschland verfügbar, auch wenn die mittlerweile in drei europäischen Ländern (Dänemark, Italien und Polen) eingesetzt wird.
Im Sommer diesen Jahres gelang es der HELLER Ingenieurgesellschaft mbH, eine Kooperation mit dem polnischen Straßen und Brücken Institut (Instytut Badawczy Dróg i Mostów, IBDIM) aufzubauen und ein Pilotprojekt zur schnellfahrenden Erfassung der Tragfähigkeit durchzuführen.
Als Auftraggeber konnte die Oberste Baubehörde des Landes Bayern gewonnen werden. Dort ist man schon seit langem an soliden Daten und an standardisierten Prozessen für die Erhaltungsplanung interessiert. Das Projekt umfasste neben der Erfassung von 300 km Bundesautobahnen, Bundes- bzw. Staatsstraßen auch die Erarbeitung eines Standardverfahrens zur Aufbereitung und Zuordnung der erfassten Daten bzw. zur Visualisierung der Erfassungsergebnisse. Die Ergebnisse des Projektes wurden am 27.11.2012 bei einem Meeting in den Räumen der HELLER Ingenieurgesellschaft mbH präsentiert und mit ausgewählten Fachleuten diskutiert.
Die im Rahmen des Pilotprojektes erarbeiteten Grundlagen für die netzweite Anwendung machen es möglich, die Daten zur Tragfähigkeit nahtlos mit den Ergebnissen der ZEB sowie den vorliegenden Bestandsinformationen zu verknüpfen und sie damit in die bestehenden Verfahren zur Erhaltungsplanung zu integrieren. Wir gehen davon aus, dass es zukünftig bundesweit viele Projekte für schnellfahrende Tragfähigkeitsmessungen geben wird.
Wir möchten uns sehr herzlich bei den beteiligten Vertretern Herrn Jacek Sudyka vom Instytut Badawczy Dróg i Mostów, Herrn Dr. Olaf Weller von der Oberste Baubehörde - Bayerisches Staatsministerium des Innern, den Herren Leif Grønskov, Jørgen Krarup, Sören Rasmussen von Greenwood Engineering und Professor Hartmut Beckedahl von der Uni Wuppertal für ihre Unterstützung bedanken.