6. Erfahrungsaustausch: Koordinierte Erhaltungsplanung KEB

Am 23. und 24.04.2013 haben sich 50 Teilnehmer zum Erfahrungsaustausch „Koordiniertes Erhaltungs- und Bauprogramm“ (KEB) getroffen. Die hochrangigen Vertreter der Straßenbauverwaltung des Bundes, der Bundesanstalt für Straßenwesen, der Ministerien und Landesämter der Länder, der Kreise sowie größerer Kommunen kamen ins Alte Schalthaus in Darmstadt. Mit einem Vortrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung wurde die Veranstaltung, bei der erstmalig auch eine große Delegation der polnischen Straßenbauverwaltung teilnahm, eröffnet.

Regierungsdirektor Gregor Schröder vom Referat StB 27 Erhaltung, Straßenbauweisen und -verfahren stellte die neuesten Ergebnisse der Erhaltungsbedarfsprognose für das Bundesfernstraßennetz vor und beschrieb die Historie des Pavement Managements des Bundes. Er betonte den Bedarf an geeigneten Standardverfahren für die kurz- bis mittelfristige Erhaltungsplanung der Straßeninfrastruktur.

Auf Landesebene existieren seit mehreren Jahren Verfahren und Prozesse für die Koordinierung des Erhaltungsbedarfs der Straßen und Ingenieurbauwerke. Einige dieser Verfahren sind bereits so weit standardisiert, dass sie ähnlich wie die Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) dokumentiert und weiterentwickelt werden. Im Freistaat Bayern wird die „Verbesserte Erhaltungsplanung“ bereits seit 15 Jahren erfolgreich für die Planung und Koordinierung der Erhaltungsmaßnahmen eingesetzt. Herr Dr.-Ing. Olaf Weller von der Obersten Baubehörde gab den Teilnehmern einen kurzen Rückblick in die Geschichte des Verfahrens und skizzierte die weiteren Entwicklungsschritte. Ähnliche Ansätze eines maßgeblich zustandsbasierten Erhaltungsmanagements verfolgt das Land Baden-Württemberg. Herr Andreas Hollatz vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur bewies in seinem Vortrag, wie sich anhand eines transparenten Verfahrens die erforderlichen Investitionsmittel ableiten und verteilen lassen: Seit 2012 werden alle Referate in Baden-Württemberg sowie die Öffentlichkeit mit einer standardisierten Dokumentation zum Erhaltungsbedarf informiert.
Auch in Nordrhein-Westfalen werden zustandsbasiert Planungsgrundlagen für das Erhaltungsmanagement erstellt. Frau Dr.-Ing. Cornelia Schmidt beschrieb, welche Anforderungen der Landesbetrieb Straßenbau NRW an die Verbesserung der „Koordinierten Erhaltungsplanung“ für die Bundesautobahnen hat, und gab einen Einblick in die aktuellen Projektergebnisse. Im Land Niedersachsen ist die Nutzung der Zustandsdaten bereits fester Bestandteil der Prozesse, das Gleiche gilt für die Berechnung von Erhaltungsstrategien. Herr Hartmut Röhrbein von der Niedersächsischen Behörde für Straßenbau und Verkehr zeigte anhand der neusten Projektergebnisse, wie die Grundlagen für die Erhaltungsplanung durch Berücksichtigung der realisierten Baumaßnahmen jährlich aktualisiert wird. Was für die großen Flächenländer gilt, ist auch im Bereich der Kommunalstraßennetze gültig. Dies stellte Herr Uwe Schadoffsky von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg dar. Aktuell werden die Ergebnisse der dritten ZEB auf Hauptverkehrsstraßen ausgewertet und für die Bezirke bereitgestellt. Dass sich die deutschen Verfahren bewähren, zeigten zwei Vorträge aus dem europäischen Ausland. Herr Zbigniew Tabor von der Wojewodschaft Schlesien beschrieb, wie sich der Straßenzustand des Netzes der Wojewodschaftstraßen über die Zeit verändert und welche Auswirkungen das auf die Bildung der Erhaltungsabschnitte hat. Perrine Villotte von der HELLER Ingenieurgesellschaft mbH zeigte stellvertretend für das Departement La Mayenne, wie die „Koordinierte Erhaltungsplanung“ an die in Bedürfnisse der französischen Kollegen angepasst und erfolgreich eingesetzt wurde. Viele Fragen aus dem Publikum dokumentierten das Interesse der deutschen Teilnehmer an den innovativen polnischen und französischen Ansätzen.

Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war die Gegenüberstellung des „Koordinierten Erhaltungs- und Bauprogramms“ und des klassischen PMS. Beide Verfahren arbeiten parallel und bedienen unterschiedliche Ziele. Wenn es um die Bestimmung langfristiger Strategien geht, kommen Pavement Management Systeme (PMS) zum Einsatz. Die kurz- bis mittelfristigen Fragestellungen lassen sich sehr effizient mit dem „Koordinierten Erhaltungs- und Bauprogramm“ bedienen. Prof. Dr.-Ing. Markus Stöckner von der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sowie Guenther Maerschalk vom Ingenieurbüro SEP Maerschalk gaben den Teilnehmern hierzu einen fachlich fundierten Überblick zum Pavement Management und fanden viele interessierte Zuhörer.
Die Zustandserfassung und -bewertung ist seit nahezu 20 Jahren eine der wichtigsten Informationsquellen für Investitionsentscheidungen zur Verbesserung der Straßeninfrastruktur. Die aktuellen Verfahren für das Erhaltungsmanagement finden zunehmend Anwender. Dr. Slawomir Heller, Henning Balck, Markus Ruess, Christian Komma und Marek Skakuj (allesamt Kollegen bei der Heller Ing. GmbH) stellten ihre Erfahrungen aus der langjährigen Projektarbeit mit den Bundesländern vor und gaben einen Ausblick, wie die „Koordinierten Erhaltungsplanung“ zukünftig IT-technische im Web umgesetzt wird.

Aufgrund des durchweg positiven Zuspruchs der Teilnehmer für eine regelmäßige Ausrichtung wird der Organisator des Erfahrungsaustausches (Heller Ing.-GmbH) im kommenden Jahr zu einer neuen Tagung einladen.